Projekt 70017

The dream of a pimp
By Evdokia Michailidou
17. September 2021

freie dramaturgie eines imaginären schauspiels nach lutherischen vorstellungen von schuld und sühne

Erdbeeren im Glas und Eierlikör, Palmen als Messingkerzenhalter, die rosenfarbigen und erträumten Wünsche von Liebe und Glück. Sentimental und trivial ist der Kitsch der Ganovenehre, eine Sehnsucht des Luden nach einer bürgerlichen Existenz, für die er alles tun und geben würde.

Pfefferminze und Kaltgetränke in Kristallgläsern schimmern mit Glitzer und Blumenketten um die Wette – allerhand auf den Überwürfen und Plüsch. Die schwarze Reizwäsche liegt in einem Traum von Pink, kleinbürgerlich im Kerzenlicht, hastig auf drei Etagen. In den chicen Milieus, unverschnörkelt, die Neunschwänze-Leder-Peitsche im Schatten der Pumps und Leder-High-Heels, erscheint die Absteige. Ein Reservoir der tragischen Figur, in einer längst mit Plunder und Schund befüllten Welt.

…a dream of a pimp.

The Dream o erzählt von den Mysterien des Marquis – rücksichtslos und freizügig, unbeugsam als heather locklears dienender Held im Samtrock und mit tiptoes, als Bram Stoker in filmischen skurrilen Banalitäten auf den ersten Seiten der gleichnamigen Kurzgeschichte uns bekannt macht mit Draculas Gast, laviert er uns in die Welt des Obskuren.

Falsche Verheißungen, Scheine aus Gold, – die Ludensprache suggeriert Anstand, wohlständigen Eigensinn, die Sehnsucht nach einer ruchhaften Welt.

Es wird berichtet von der Vorgängigkeit allen Daseins und der Welt des Scheins. Den Verflechtungen des scheinbar Eigenen und den extraterrestrischen Weisen der Welt. Von der Différence des Subtilen und einer unzumutbaren Situation des Seins – einer Festung des Ich im Weltenall. Der Fremde rutscht in die Gründe der scheinbar freien Existenz, aus Zufall und ohne Kalkül, unbedacht in das Szenario Albert Camus‘ „LʼÈtranger“. Gefangen wird er durch den unbeugsamen Akt des außerterritorialen Ausnahmezustands, gibt den Ausfallshelden und wird auf den Planeten zurückkatapultiert, in eine Welt in der Außenwelt. Die Sehnsucht nach Zweisamkeit, der Traum von Kitsch und Idylle öffnen das Tor zur Freiheit. Der Einmarsch der Außerirdischen triggert, als Allegorie und Event für die Sinne der außerterrestrischen Identität, in den lyrics des composers Robert Smith, performed und rezitiert als Erzählung von Heimat und Heimatlosigkeit. Starman und Ziggy Stardust als gedachter Sternenstaub. Wo Modelle groben Vorhaltens sinnentleerter Einfachheiten wieder zu spektakulären Einzelheiten mit Star-Appeal werden. Es entstehen das musical und die Performance zur show. Als Werbematerial gelauncht und für alle Eventualitäten gewappnet, sieht sich Luther offenbart.

Ein schicksalhaftes Stück in drei Akten   . . . coming soon

 

 

Foto: untitled, oil on paper,

©evdokia michailidou, 2020

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